Manchmal muss das Timing stimmen, und das stimmte in diesem Fall sehr gut. Denn nicht nur die Esslinger Volleyballer verfolgten das Ziel, ein Sitzvolleyballangebot aufzubauen, sondern auch der Volleyball-Landesverband Württemberg (VLW) wollte sich im Bereich Inklusion einbringen. Das Juniorteam des VLW hatte sich dies zum Jahresthema gemacht. Höchste Zeit, denn in Württemberg gibt es bisher überhaupt kein Sitzvolleyballangebot - das nächstgelegene ist in Hoffenheim. So setzten sich Vertreter der Esslinger Volleyballer und des VLW-Juniorteams im Führjahr zusammen. Zunächst war nicht ganz klar, wie man dieses Thema angehen sollte und schnell holten sich die Beteiligten Hilfe: Mit Salomé Hermann von Anpfiff Hoffenheim war fortan ein sehr erfahrener - wenn nicht der erfahrenste - Player im Sitzvolleyball im Boot. Zudem brachten sich die Einfach Macher des WLSB ein. Ebenfalls gewinnen konnte man den Esslinger Sitzvolleyball-Nationalspieler Martin Vogel. Das Projektteam traf sich regelmäßig digital und entwickelte aus der Ursprungsidee den konkreten Plan eines Aktionstages, der den Auftakt für weitere Planungen markieren sollte.
Margot Kemmler, Vorsitzende der SV 1845 Esslingen, hob in ihrer Begrüßungsrede hevor, wie wichtig es insbesondere für die Verantwortlichen der SV 1845 Esslingen sei, inklusiven Sport anzubieten. Torben Engelhardt begrüßte im Namen des VLW das Engagement der Esslinger Volleyballer, das erste und bisher einzige Sitzvolleyballangebot im Verbandsgebiet aufzubauen. Jennifer Baloni ließ die Reise von der ersten Idee bis zur Umsetzung Revue passieren und bedankte sich ausdrücklich bei den Hoffenheimer Sitzvolleyballern und speziell bei Salomé Hermann und Rudi Sonnenbichler für die Unterstützung. Sonnenbichler war vor kurzem mit dem Trainerpreis des Landessportverbands Baden-Württemberg (LSVBW) ausgezeichnet worden - für sein unermessliches Engagement für den Stand- und Sitzvolleyball; er war in beiden Sportarten Nationaltrainer und erlebte Olympische und Paralympische Spiele. Eben dieser Mann und sein leidenschaftlich geführter Workshop beim Trainerlehrgang hatte im letzten Jahr den Funken überspringen lassen. Sonnenbichler übernahm nach den Grußworten das Mikrofon und kommentierte für die Zuschauer und späteren Teilnehmer, während seine Hoffenheimer Schützlinge nach einem kurzen Warm-Up in einem Show-Match auf dem Sitzvolleyballfeld zeigten, wie rasant und spannend diese Sportart ist. Dabei waren auch die Teilnehmer der parallel in Esslingen stattfindenden VLW-Youth Coaches Clinic powered by Allianz, die im Rahmen ihrer zweitägigen Trainerfortbildung zum Thema Jugendvolleyball mit Top-Trainern aus dem DVV und dem VLW auch in den Genuss einer Sitzvolleyball-Einheit kamen.
Im Anschluss durften die rund 25 Teilnehmer unter der Anleitung der Hoffenheimer selbst ausprobieren. Bereits beim Warmmachen wurde deutlich, dass Sitzvolleyball nicht viel mit rumsitzen zu tun hat. Salomé Hermann leitete die Teilnehmer an, die ungewohnten Fortbewegungsmöglichkeiten im Sitzen kennenzulernen. Erste Rutschübungen zeigten auch erfahrenen Volleyballern ihre Grenzen auf - einen Vorteil hatte im Sitzen keiner, egal ob mit oder ohne Handicap, das wurde schnell klar. Erste Übungen am Ball zeigten dann die große Verwandtheit zum Standvolleyball, wobei der Weg zum Ball doch ein anderer ist. Am restlichen Vormittag probierten sich die Teilnehmer aus und verbesserten ihre Sitzvolleyball-Fähigkeiten. Die Mittagspause sehnten dann alle herbei, denn vor allem für die Ungeübten war die Trainingseinheit doch anstrengend. Neben allerlei vom Grill und einem Salatbuffet war ein Mitmachangebot geboten: Der WLSB hatte einen Rollstuhlparkour aufgebaut. Zudem standen Simulationsbrillen zur Verfügung, mit welchen man erleben konnte, wie es ist, wenn die Sehfähigkeit eingeschränkt ist. Mutige Teilnehmer konnten sich sogar im Blindenfußball ausprobieren.
Der Nachmittag war für ein Bändelesturnier vorgesehen. Die Teilnehmer wurden in immer wieder neuen Konstellationen mit den erfahrenen Hoffenheimer Sitzvolleyballern zusammengewürfelt und konnten das am Vormittag gelernte im Spiel umsetzen. Jeder Spieler ersppielte so seine eigenen Punkte, die die Turnierleitung festhielt. So saßen und rutschten die Teilnehmer auf und über den Esslinger Hallenboden und ließen die Bälle durch die Halle fliegen. Es kamen spektakuläre Ballwechsel zustande und die Teilnehmer verausgabten sich geradezu. Alle kamen gut ins Schwitzen und hatten sichtbar viel Spaß. Bei der anschließenden Siegerehrung wurden die Sieger in den Kategorien Erwachsene weiblich, Erwachsene männlich, Jugend weiblich und Jugend männlich gekürt. Die Sieger durften sich aus einer Auswahl an Preisen etwas aussuchen. Dabei waren Bälle, T-Shirts von Sponsor Volleyballdirekt, Exit Games vom Würfelzwerg in Esslingen und viele weitere süße Kleinigkeiten dabei. Der jüngste Teilnehmer Timo Hattenhauer (10 Jahre) brachte mit seiner Schnelligkeit selbst die erfahrenen Profis ins Staunen und hat nach Einschätzung erfahrener Sitzvolleyballer viel Potential, später selbst einmal in der Nationalmannschaft zu spielen.
Um das nun angestoßene Projekt in die Zukunft zu führen, haben die Esslinger Volleyballer direkt im Anschluss an den Aktionstag die weiteren Planungen angestoßen. Ab Mitte September wird es ein regelmäßiges Sitzvolleyball-Training in Esslingen geben. Dieses soll mittwochs ab 19:30 Uhr im Gymnastikraum der Sporthalle Weil stattfinden und steht allen Interessenten mit und ohne Volleyball-Vorerfahrung und mit und ohne Handicap offen. Einzig die Fähigkeit, frei zu sitzen, sollte gegeben sein. Es hat sich bereits eine kleine Gruppe gefunden, die sich über Zuwachs freut. Martin Vogel wird dieses Angebot anleiten.
Bei Interesse sind die Verantwortlichen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu erreichen.
Im Rahmen des 1. Sitzvolleyball-Aktionstages ist ein toller After-Movie entstanden, der die Action und die Emotionen des Tages zusammenfasst.